WHY THE HELL?

 

 

Die Welt der Welten. Wie das gemeint ist? Ganz einfach. Nein, eigentlich ist es etwas kompliziert: 

 

 

Vor Jahren habe ich entdeckt, dass sich meine Interessen unter einem großen und alles überspannenden Bogen tummeln: Ich liebe es, kleine abgeschlossene Formationen und Communitys zu entdecken. In ihnen gibt es eine eigene Sprache, eigene Normen und Regeln, sie bleiben vielen Menschen verschlossen und beschäftigen sich meistens mit einem Thema, das den meisten nur am Rande überhaupt ein Begriff ist.

Landet man mal wieder auf der weirden Seite des Internets, dann wird einem klar:

Wenn es Leute gibt, die sich den ganzen Tag damit beschäftigen, wie ihre Haare wachsen (www.langhaarnetzwerk.de), dann gibt es auch eine Community von Kindern und Teens, die zuhause "Slime" herstellen und diesen verkaufen (https://www.etsy.com/market/slime) oder erwachsene Frauen, die zuhause mit ihren täuschend echt aussehenden Babypuppen spielen (https://www.youtube.com/watch?v=EkyUZJDGvMY):

 

Wie wichtig ist das jetzt für euch als Leser und Leserinnen?

So mittelwichtig. Eher wenig. Wen die Hintergründe genauer interessieren, der lese jedoch bitteschön höchst interessiert weiter. :)

 

Ich beschäftige mich nun seit Jahren mit meinem mehr oder weniger heimlichen Faible für Welten und Communitys. Doch erst vor wenigen Wochen habe ich den Begriff der "Heterotopie" entdeckt.

Der französische Philosoph Michel Foucalt beschrieb dieses Phänomen der Sub-Gesellschaften als einen "Begriff für Räume bzw. Orte und ihre ordnungssystematische Bedeutung, die die zu einer Zeit vorgegebenen Normen nur zum Teil oder nicht vollständig umgesetzt haben oder die nach eigenen Regeln funktionieren."

(Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Heterotopie_(Geisteswissenschaft))

Was hat das mit "uns" zu tun?

Das Spannendste daran: Die von der sonstigen Gesellschaft abweichenden Regeln und Gegebenheiten rücken mich als Zuseherin sozusagen in eine Vogelperspektive, aus der ich meine eigene bzw. die ganze Welt mit anderen Augen betrachte. Genau das war mir immer klar – und trotzdem (oder gerade deshalb) hat mich der Begriff der Herotopie einfach umgehauen. Foucalt beschreibt, dass "es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren".

 

Und so ist es auch: Die Regeln in meiner Facebook-Gruppe für Hochzeitssängerinnen lassen mich erst so richtig verstehen, wieso in "unserer" Welt ein Preiskartell eigentlich verboten ist, wie sich Menschen verhalten, wenn sie von etwas profitieren können oder wie Konkurrenzkampf entsteht.  

So nah und doch so fern.

Das Internet bietet die für mich mittlerweile lebenswichtige Möglichkeit, mich täglich mit neuen Welten auseinanderzusetzen, in denen ich mich auskennen will, die ich verstehen und erforschen will und die mir die Regeln, Sprache und Themenbereiche meiner eigenen Welt erst so richtig bewusst werden lassen. 

 

Doch man muss nicht in die Ferne reisen oder auch nicht einmal das Netz durchforsten, um Welten in der Welt zu entdecken. Auch die Schere zwischen Land und (gar nicht mal soo großer) Stadt bietet Kommunikations- und Kulturprobleme zwischen den jeweiligen Einwohnern, die vom Ausmaß her nur knapp unter jenen Kommunikationsproblemen anzusiedeln sind, die wir wohl mit Außerirdischen hätten. Und in jeder Berufsbranche, in jedem Verein, auf jedem Event und in jeder Institution findet man solche Welten in der Welt. 

 

Zwei Dinge sind mit diesem Hobby jedenfalls klar: 

 

1) Es wird immer noch eine neue Welt geben, die du nicht kennst.

2) Es gibt fast alles. 

 

Mehr darüber, wieso mich diese teuflisch vereinnahmende Idee meiner ganz eigenen Weltentheorie überhaupt erst überfallen hat, hier.