Methoden

Generell gibt es verschiedene Methoden, sich chirurgisch gegen Übergewicht behandeln zu lassen. Bis vor ein paar Jahren war war eine der häufigsten das "Magenband". Das ist ein Band, das knapp nach dem Mageneingang den Magen umschließt und sozusagen einen kleineren Vormagen erzeugt, der sich schneller füllt. Diese OP war in den letzten 15 Jahren recht beliebt, weil das Magenband wieder entfernbar ist und den Verdauungstrakt nicht verändert. Leider gibt es damit aber auch viele Komplikationen, man hat vom Essen her viel stärkere Einschränkungen, es gibt immer wieder auch Verwachsungen und andere Komplikationen und außerdem nehmen viele wieder zu. Mein Chirurg Dr. Tadler meint, dass er viele seiner Patienten und Patientinnen jetzt wieder am Tisch hat und ihnen das Magenband entfernen muss – weil es einfach nie Langzeitstudien gab und die Methode zu "neu" war.

 

Dann gibt es noch die reine Magenverkleinerung, also den sogenannten Schlauchmagen. Diese Methode ist grundsätzlich wirksam, aber zwingt die operierte Person halt „nur“, sehr wenig zu essen. Das wäre rein vom Abnahmeprozess her zu vergleichen mit einer extrem strikten Diät mit vielleicht 300-500 Kalorien täglich. Das bedeutet aber auch, dass der Körper sich irgendwann auf die kleine Essensmenge „einstellt“ und den Stoffwechsel runterfährt – also ist die Abnahme nicht so groß und man bleibt irgendwann stehen. Die Methode wird immer noch angewandt, aber vor allem für jene, die so starkes Übergewicht haben, dass eine andere Methode zu risikoreich ist. Nach der ersten Abnahme werden viele dann zum Bypass umoperiert. 

 

Eine der bewährtesten und ältesten Methoden ist aber der Magenbypass, den man sich so vorstellen kann: Ein Teil des Magens wird abgetrennt, übrig bleibt eine kleine „Magentasche“. Damit ist schon mal die Essensmenge beschränkt, weil man nach drei Löffeln einfach satt ist. Der Restmagen bleibt im Bauch. Ein Stück des Darms wird ausgelassen und von weiter „unten“ wird eine Darmschlinge heraufgezogen, die an die kleine Magentasche genäht wird. Das klingt relativ kompliziert, die OP dauert aber nur 60-90 Minuten. Das Sterberisiko bei der OP ist zu vergleichen mit einer Blinddarm-OP, also extrem gering. 

 

Erklärt wird die OP hier super: 

Durch die „Neuverlegung“ des Darms und das Auslassen eines Darmteils wird man sozusagen zum „schlechten Futterverwerter“ umoperiert. Auf Wikipedia wird beschrieben, wie der Magenbypass wirkt:

 

"Eine Studie bei Ratten stellte fest, dass RYGB zu einer 19-%-Erhöhung des Kalorienverbrauchs und zu einer 31-%-Zunahme des Grundumsatzes führte. Ratten, die nur so viel Nahrung erhielten, wie RYGB operierte Ratten zu sich nahmen, verloren nur 47 % des Gewichts der operierten Ratten."

https://de.wikipedia.org/wiki/Roux-en-Y-Magenbypass#Wirkungsweise 

 

Der Vorteil beim Magenbypass ist also kurz gesagt: Die Verringerung des Magenvolumens und die schlechtere Kalorienaufnahme werden kombiniert. Man isst wenig UND kann es auch noch schlecht verwerten.

Nach der Operation

Planmäßig bleibt man nach der Operation etwa 5-6 Tage im Krankenhaus. In dieser Phase ernährt man sich erst noch flüssig. In den ersten Tagen von Wasser und klarer Suppe, dann kommen cremigere Suppen, Brei oder Joghurt. Nach einigen Tagen beginnt man dann mit breiartiger Nahrung: Kartoffelpüree, Bananen, püriertes Fleisch, Babynahrung. Nach etwa ein bis zwei Wochen kann man mit "fester" Nahrung beginnen: Erst weiche Nudeln oder andere Kohlenhydrate mit Soßen, weichgekochtes Gemüse, mageres Fleisch, Eier, Toastbrot. Nach und nach kann man immer festere Nahrung einführen und darf alles essen, es gibt keine generellen Verbote. 

Die Portionen, die man mit einem Magenbypass braucht, bis man satt ist, sind geradezu lächerlich klein und etwa so groß wie die Portionen von Kleinkindern. 

 

 

Beim Trinken gibt es ein paar kleine Einschränkungen: Gesüßte Getränke und pure Säfte können zu zuckerhältig sein, also Komplikationen auslösen (siehe Dumping-Syndrom im nächsten Abschnitt) und sind eher zu vermeiden. Und kohlensäurehaltige Getränke  werden zwar meistens vertragen, können aber den Magen langfristig immer mehr aufblähen und damit vergrößern – was natürlich vermieden werden sollte. Beim Essen selbst soll man nichts trinken, sondern nur etwa 30 Minuten davor und danach – da ansonsten der Magen gleich zu voll ist und man nicht mehr genug essen kann, um satt zu sein. Manche Leute vertragen eher wenig Alkohol und werden viel schneller betrunken. Insgesamt soll man nicht zu regelmäßig Alkohol trinken, da die Gefahr einer Leberzirrhose durch die direkte Darmpassage höher ist. 

 

Nach der OP muss man sich etwa 3-4 Mal im Jahr und langfristig gesehen dann jährlich untersuchen lassen. Dabei wird einerseits der Magen kontrolliert und andererseits Blut abgenommen, um Mängel auszuschließen. Da Vitamin B12 oft sehr schlecht aufgenommen wird, erhält man es zwei Mal im Jahr über eine Vitaminspritze.

 

Zu erwarten ist eine Gesamtabnahme von durchschnittlich etwa 80 % des Übergewichts in 18 Monaten – grundsätzlich kann ich aber angeblich von etwa 90 % ausgehen, weil in der Statistik auch ältere Menschen ab 60 sind, bei denen die OP nicht mehr so wirksam ist wie bei jüngeren. 

Ich werde damit leben müssen, dass man meiner Haut ansieht, wie groß mein Umfang zuvor war. Es gibt Körperregionen, bei denen sich die Haut nur schwer zurückbildet, zum Beispiel Bauch oder Oberarme. 

Die schnelle Abnahme ist aber laut meinem Chirurgen kein Faktor für eine schlechtere Rückbildung der Haut: Die Haut wurde durch das Übergewicht bereits gedehnt, der Schaden ist also schon passiert. Nimmt man jetzt 40 kg ab, dann bleibt die Haut übrig, ob man das Gewicht in einem Jahr abnimmt oder in fünf. Bei schneller Abnahme wirkt die Haut jedoch am Anfang noch schlaffer, weil sich darunter erst neues Muskelgewebe bilden muss, es wird also in dem Jahr nach der Abnahme noch etwas besser. 

Etwa ein Jahr nach dem Gewichtsstillstand kann dann eine Hautstraffungs-Operation vorgenommen werden, die auch von der Krankenkassa bezahlt wird. Ob das bei mir notwendig sein wird und ich das machen möchte, werde ich entscheiden, wenn es soweit ist.

Komplikationen

Die häufigste Komplikation ist das sogenannte Dumping-Syndrom: das betrifft 10 % der Operierten, bei denen sich der Mageninhalt zu schnell in den neuen Darmanschluss entleert. Wenn man dann zu süß isst, kriegt der Körper eine falsche Info darüber, wie viel Zucker tatsächlich zugeführt wurde. Der Körper glaubt, dass eine große Menge Zucker kommt und schüttet vorsorglich Insulin aus – wenn dann aber gar nicht so viel Zucker im Blut ist, bekommt man eine Unterzuckerung. Das bedeutet dann, dass einem vielleicht schwindlig ist, der Kreislauf sackt zusammen, man bekommt Übelkeit, Kopfweh oder Durchfall. Steuert man dann mit Traubenzucker dagegen, ist alles schnell wieder in Ordnung. Natürlich ist es aber noch besser, erst gar keine stark gesüßten Speisen zu essen bzw. nur in Kombination mit anderen Nahrungsmitteln. 

Diese Komplikation haben aber nur rund 10 % der Leute, andere können süß essen und haben diese Komplikationen nicht.

 

Generelle OP-Risiken gibt es auch, zum Beispiel können Nähte im Magen oder in der Verbindung zum Darm nicht richtig schließen oder verwachsen und es muss "nachgebessert" werden. Ein guter Operateur mit sehr großer Erfahrung (wie es bei meinem in Österreich führenden Chirurgen Dr. Tadler ist) kann dieses Risiko aber minimieren. Zudem habe ich gerade das richtige Alter und Gewicht, um "schon" alle Bedingungen für einen Magenbypass zu erfüllen, aber noch kein besonders erhöhtes OP-Risiko zu haben, wie es bei noch schwereren Patienten und Patientinnen der Fall ist. 

Einschränkungen nach der OP

Die zwei größten Einschränkungen: Erstens muss man sein Leben lang Nährstoffe zuführen (also tägliche Vitamintabletten und zwei Mal im Jahr eine Vitamin-B12-Spritze). Und natürlich zweitens: Man kann keine großen Essensmengen mehr essen. Die Portionen, die man schafft, sind ungefähr so groß wie bei Kleinkindern. Manche schaffen ein ganzes Stück Toastbrot zum Frühstück, manche nur das halbe.

Die lebenslange Einnahme von Nahrungsmittelergänzungen ist eine finanzielle Sache – kommt auf etwa 30-80 Euro im Monat, je nach dem Präparat. Klar ist das lästig, aber dafür weiß man auch, dass man gut versorgt ist und muss sich keine Gedanken um Mängel machen.


Ich persönlich fand es aber anfangs total schockierend, nie wieder "normal" essen zu können. Nie wieder mal völlern, wenn man Lust darauf hat?

Dann hab ich aber erkannt: "Normal" essen gibt es für mich einfach nicht. Der Zug zur Möglichkeit, irgendwann "normal" zu essen, ist schon im nächsten Bahnhof. KÖNNTE ich irgendwann wieder "normal" essen oder sogar völlern, dann wäre die Methode nicht so erfolgreich. Und im Endeffekt ist klar: Genuss hat nichts damit zu tun, wieviel man von etwas essen kann. Und auch, wenn das Gefühl, sich den Magen mal so richtig vollzuschlagen, manchmal Spaß macht: Das Gefühl kommt mir ja nicht abhanden, die Menge, die dieses Gefühl auslöst, ist einfach kleiner. 

 

Manche Leute vertragen bestimmte Sachen nach der OP schlechter. Zum Beispiel Germteig oder viel Fett oder Zwiebeln. Das kann sich im Laufe der Zeit aber verbessern bzw. liegt das auch an den persönlichen körperlichen Eigenschaften, das kann man schwer voraussagen. Wenn man Pech hat, hat man ewig einen etwas empfindlichen Magen und kriegt zum Beispiel Durchfall, wenn man zu fett isst. Meistens ist das nicht der Fall.

Informationen im Netz

Wenn man sich auf Youtube ein bisschen umschaut, dann gibt es auch zwei Beiträge aus dem deutschen Fernsehen. 

Den hier finde ich sehr gut: 

Den nächsten Beitrag finde ich etwas blöd, weil anfangs der Eindruck erweckt wird, als wäre die OP für die meisten eine schlechte Entscheidung, weil praktisch alle Operierten hinterher Bauschmerzen, Übelkeit und Kreislaufprobleme bekommen – die Rede ist also vom Dumping-Syndrom.

Die Wahrheit ist, dass nur ca. 10 % am Dumping-Syndrom leiden und selbst jene, bei denen das so ist, dem sehr leicht entgegenwirken können. Der Mann aus dem Beitrag ernährt sich sehr schlecht, isst unregelmäßig und ungesund – dafür kriegt man dann eben die Rechnung. Vor dem Bypass ist das Ergebnis davon eine Zunahme, nach dem Bypass eben, dass es einem schlecht geht. 

Am Schluss sieht man aber, dass man mit einigermaßen normaler Ernährung (also einfach net nur Fertigfraß und Zuckergetränke) sehr gut lebt: